Verkehrswende á la Paris: Eine Metropole auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität
Pop-up Fahrradwege, autofreie Zonen im Stadtzentrum und KI-Dolmetscher in der Metro: Was klingt wie eine stadtplanerische Utopie, gehört in der französischen Hauptstadt bereits heute zum Alltag. Hinter diesem zukunftsweisenden Mobilitätskonzept steckt die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die die urbane Transformation der Stadt seit gut 10 Jahren konsequent vorantreibt.
Unsere Benchmarkreise bietet euch die einzigartige Gelegenheit aus erster Hand zu erfahren, wie Paris den Weg zur nachhaltigen Mobilität meistert. Verschafft euch im Oktober einen eigenen Eindruck davon, wie sich die Stadt unter Hidalgos ambitionierten Plänen verändert und welche Konzepte auch in deutschen Städten denkbar sind.
Lange war Paris nicht nur die Stadt der Liebe und der Lichter – sondern auch der Autos. Wer im Stadtzentrum unterwegs war, hatte nach kurzer Zeit keinen Blick mehr für den funkelnden Eiffelturm oder konnte in Ruhe im Straßencafé einen Café au Lait genießen. Verstopfte Straßen, verwirrende Verkehrsführung und überfüllte Stadtautobahnen prägten das Stadtbild. Dank einer konsequent durchgesetzten Verkehrswende ist damit Schluss: Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo setzt seit 2014 strikte Maßnahmen und visionäre Pläne für ein nachhaltiges, urbanes Mobilitätskonzept um. Das Ziel ist die Transformation der Stadt zu einer autofreien und klimafreundlichen Metropole.
Parks statt parkende Autos, lange Fahrradwege statt lange Fahrzeiten
Inzwischen gilt Paris als führende Stadt im Kampf gegen den Klimawandel und als Vorbild, wenn es um die Förderung grüner, lebenswerter städtischer Räume geht. Dafür sorgen unter anderem die Umnutzung öffentlicher Plätze, wie der Place de la Concorde und der Champs-Elysées, bei denen der Fokus auf Fußgänger:innen gelegt wird. Aufsehenerregend ist zudem die Umgestaltung des Eiffelturm-Areals in einen großen Garten mit Fußgängerzonen. Sogar die täglich von mehr als einer Million Autofahrer:innen befahrene, 35 Kilometer lange Stadtautobahn Boulevard Périphérique wird teilweise in Grünflächen umgewandelt.
Im wahrsten Sinne des Wortes wegweisend ist das La Ville du quart d’heure-Konzept, die 15-Minuten-Stadt, welches Anne Hidalgo 2020 aufgegriffen hat und das darauf abzielt, alle wichtigen Einrichtungen des täglichen Lebens innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar zu machen. Auf diese Weise wird sowohl die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel gefördert als auch der Autoverkehr reduziert. Das Konzept der 15-Minuten-Stadt umfasst weitreichende Investitionen in die Pariser Fahrrad-Infrastruktur und beinhaltet autofreie Zonen in den zentralen Arrondissements der französischen Hauptstadt. In diesem Zusammenhang entstehen Pop-Up-Fahrradwege und ein neuer Fahrradplan, der die Stadt bis 2026 zu 100 % fahrradfreundlich machen soll.
Hohe Akzeptanz dank partizipativer Stadtplanung
Während Hidalgos Maßnahmen zur Verkehrswende international für Anerkennung sorgen, stoßen sie in Paris auf gemischte Reaktionen. Viele Pariser:innen begrüßen die Verbesserung der Lebensqualität und die Förderung nachhaltiger Mobilität, andererseits wird auch Widerstand laut. Dieser kommt insbesondere von Autofahrer:innen. So wurden beispielsweise erhöhte Parkgebühren für SUVs stark diskutiert. Doch trotz Gegenwind setzt die Regierung ihre Pläne konsequent um. Hidalgos Vorhaben werden regelmäßig durch Bürgerbefragungen und lokale Abstimmungen gestützt. Paris ist beispielsweise die erste Metropole, die sich nach einer offiziellen Befragung gegen die Fortsetzung des E-Scooter-Verleihs entschied.
Olympia in Paris: Ein zusätzlicher Katalysator für die Verkehrswende
Die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 richten das Scheinwerferlicht nicht nur auf die Athlet:innen, sondern auch auf Paris als Austragungsort. Deshalb nutzt Paris die Sommerspiele als Katalysator, um weitere nachhaltige und fortschrittliche Mobilitätslösungen umzusetzen und gleichzeitig zukunftsweisende Lösungen zu testen. Hierzu zählt unter anderem die Testflug-Erlaubnis so genannter EVTOL der Marke Volocopter. Bei EVTOL (electr. vertical take off and landing) handelt es sich um elektrisch angetriebene senkrechtstartende Fluggeräte, die in der Zukunft zu einem emissionsfreien Lufttransport beitragen sollen. Die Olympiade wird so zur Flugtaxi-Testumgebung – allerdings (noch) nicht für die breite Öffentlichkeit.
Für alle Besucher:innen der Sommerspiele erweitert Paris sein Mobilitätsangebot um neue Verkehrsmittel und -wege. Hierzu zählen beispielsweise autonome Fähren auf der Seine, die die Sportbegeisterten von einem Austragungsort zum nächsten transportieren. Darüber hinaus werden spezielle Fahrspuren für die Olympiade errichtet, die nach den Spielen ausschließlich von Fahrgemeinschaften und öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt werden dürfen.
Supermétro Automatique: Fahrerlos vom Flughafen in die Innenstadt in nur 25 Minuten
Auch vor der berühmten Pariser Metro macht die Mobilitätswende keinen Halt und auch hier wirkt Olympia als Beschleuniger geplanter Mobilitäts- und Innovationsmaßnahmen. Die Metro-Linie 14 ist mit einer Million Fahrgästen täglich die meistgenutzte Linie in Paris. Sie gilt als Pariser Pionierstrecke, denn die Züge verkehren hier bereits seit 1998 vollautomatisiert, fahrerlos und werden ferngesteuert. Die Linie 14 gehört zu einem größeren Projekt, dem Grand Paris Express. Dieses seit 2016 im Bau befindliche Verkehrsnetz im Großraum Paris soll bis 2030 fertiggestellt werden. Geplant sind insgesamt sechs fahrerlose U-Bahn-Linien. Mit der so genannten Supermétro Automatique Régional (regionale automatische Super-U-Bahn) wird sich die Größe des Pariser Metro-Netzes verdoppeln und somit zum größten Europas werden.
KI-Dolmetscher gegen Sprachbarrieren
Sich in Paris zurechtzufinden ist auch ohne Olympia-Trubel gar nicht so einfach: Das komplexe, 220 Kilometer lange Metro-System umfasst bereits heute mehr als 300 Stationen, hinzu kommen Straßen-, Regional- und Vorortbahnen. Um sowohl die Millionen Besucher:innen aus der ganzen Welt, als auch die Mitarbeiter:innen der Pariser Verkehrsbetriebe zu unterstützen, entwickelte der RATP (Régie autonome des transports Parisiens, der Pariser Verkehrsbetrieb) als smarte Kommunikationslösung einen KI-Dolmetscher. Die Tradivia App ist speziell auf die Pariser U-Bahn-Erfahrung zugeschnitten und beherrscht 16 Sprachen. Sie übersetzt Stationsnamen, ermittelt optimale Reiserouten und klärt über Ticketoptionen auf. Die KI-Dolmetscher wurden bereits in die täglichen Abläufe der Metro-Mitarbeitenden integriert und sollen auch nach den Olympischen Spielen bestehen bleiben, um langfristig die Orientierung im Nahverkehrssystem zu erleichtern.
Wie viel Paris ist in deutschen Städten umsetzbar?
Auch ohne den Anreiz Olympischer Spiele und der damit einhergehenden internationalen Aufmerksamkeit ist Paris ein herausragendes Beispiel für urbane Transformation. Doch bleiben einige Fragen offen:
- Welche infrastrukturellen und gesellschaftlichen Voraussetzungen braucht es in Groß- und Mittelstädten für eine Mobilitätswende à la Paris
- Welche Maßnahmen zur Umgestaltung des städtischen Verkehrssystems lassen sich in Städten wie München, Hamburg oder Berlin adaptieren?
- Wie fühlt sich die Pariser Innenstadt ganz ohne Autoverkehr an?
- Und ist so ein Szenario auch in deutschen Städten denkbar?
Diese und weitere Fragen stellt sich auch Georg Dunkel, der als Leiter des Mobilitätsreferats der Landeshauptstadt München mit besonderem Interesse auf die Pariser Verkehrswende schaut. Denn eine eins zu eins Umsetzung in deutschen Städten ist gar nicht so einfach. “Mit Blick auf Paris und eine mögliche Ideen-Adaption müssen wir uns auch die rechtlichen Rahmenbedingungen ansehen. Ist das französische Straßenverkehrsrecht wie in Deutschland ein restriktives Sicherheitsrecht oder eher ein Planungsrecht? Hier müssen Flächennutzungs- und Bebauungspläne, sowie die bauliche Entwicklung des gesamten Stadtbildes berücksichtigt werden.”
Georg Dunkel hat sich bereits zur Benchmarkreise angemeldet und freut sich auf den Austausch vor Ort. Mit Kirstin Hegner, Leiterin des Digital Hub Mobility, sprach er vorab über die Pariser Mobilitätswende und seine Fragen. “Mich beschäftigt beispielsweise das Thema des illegalen Gehwegparkens: Ist das in Paris ein Problem und wenn ja, wie wird damit umgegangen? Wie groß ist der Widerstand aus der Pariser Bürgerschaft gegen die Maßnahmen der MobilitätsVerkehrswende? Gibt es eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit diesbezüglich? Und wie erfolgt die Finanzierung von Ausbau und Betrieb des ÖPNV? Könnte der Pariser Weg auch für München denkbar sein?”
Was wir noch von Paris lernen können, welche Konzepte zur Förderung nachhaltiger Mobilität und welche Ideen zur langfristigen Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität denkbar sind, erkunden wir während unserer Benchmarkreise des Digital Hub Mobility nach Paris im direkten Gespräch mit der Pariser Stadtregierung und beteiligten Akteur:innen vor Ort.
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